Da steh ich vor der Hasenschaukel, bereit für eine lange Tresenschicht, hab keinen Schlüssel dabei. Es ist kühl und diesig heute. Hafenstadtwetter, klassisch. Ein Taxi hält und spuckt statt des erwarteten Schlüsselwartes eine zierliche Dame aus, die einen bodenlangen Rock und eine Gitarre trägt, mit der sie ein bißchen an Erstklässler mit viel zu großen Scout-Ranzen erinnert. "You must be Simone." Der Schlüssel läßt weiter auf sich warten und Simone White möchte die Große Freiheit sehen, der Beatles wegen. Wir machen einen Spaziergang über den mit HSV-Fans verseuchten Kiez. Simone fotografiert den Elefanten vom Safari, dessen Grau hervorragend zum Grau des Himmels passt. Schöne Fotos macht sie. Ich lasse ein bißchen Hafenviertelromantik vom Stapel, erzähle von Seemännern, von leichten Mädchen und Tattoostudios. Auf einmal fällt mir wieder ein, warum ich Hamburg vermissen werde. Simone erzählt mir von ihrer Großmutter, die ein Showgirl war. Von Nero, dem Leoparden, den ihre Mutter rettete (meiner Mutter verdankte ein Mischlingswelpe sein Leben). Nero, der einen aufdringlichen Moderatoren biss und daraufhin vom dritten Stock des White'schen Wohnhauses in einen Wildpark umsiedeln musste. Nero, der auf den alten Schwarzweißfotos zu sehen ist, die Simones Debutalbum "I Am The Man" schmücken. Später auf der Bühne singt sie "Feelin' Good" a capella, zerbrechlich, ungeschützt, wunderschön.
(Ich habe keine Aufnahme davon. Dafür ein -wie immer- qualitativ zweifelhaftes Video von "Soldier Sailor".)
Nachtrag: Seht mal das Küken und der weinende Hase, mit denen sich Simone im Gästebuch der Hasenschaukel verewigt hat.
gar prächtiges neidgetrommel von mir: für den privatausflug der jungen damen und konzert. mensch!
AntwortenLöschenIm Juni kommt Simone White nochmal zurück nach Deutschland, die Gelegenheit solltest Du Dir nicht entgehen lassen!
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