So war mein gestriger Tag zunächst:

Durch kräftiges Schütteln

kehrte irgendwann die Farbe zurück.

Das wunderschöne
Nachtasyl, eine meiner liebsten Bühnen in Hamburg überhaupt, bot mit seinen Sepiafarben den perfekten Rahmen für den Auftritt zweier unmittelbarer Joan Baez-Erbinnen:
Mariee Sioux und
Alela Diane.
Beide sind Meisterinnen des Pickings und wahre Zeitmaschinen: Als Mariee Sioux als erste die Bühne betrat, war es nicht mehr 2008.
Leider fehlte die Morbidität, die ich in den wenigen Songs, die mir von Madame Sioux bekannt waren, zu erkennen glaubte, vollkommen. Stattdessen wirkte sie unheimlich zart und unberührbar mädchenhaft, eine Art, die mir altem Trampeltier sehr schnell die Nerven zerrüttet.
Zur vollen Portion Natursymbolik und den Indianerbezügen fand ich ebenfalls keinen rechten Zugang.
Mir sind Cowboys halt lieber.


Die schneidende Stimme Alela Dianes ist klasse.
Bei vielen Liedern klang Mariee Sioux sehr gut als zweite Stimme mit.
Leider drängten sich mir manchmal Assoziationen wie "Heilsarmee" auf, wenn ein filigranes "Jesus" auf das nächste folgte.
Ah, pfeifend macht Alela Diane Menig einer Ilse Werner ernsthafte Konkurrenz.
Irgendwie war der Abend wie ein Besuch bei Leonard Cohens "Suzanne".
Mein Fazit am Rande: Ich kann sagen, daß mir die Songs von Alela Diane, die sich sehr oft um Fäden drehen (das Artwork ihrer Platte und ihrer Website ist gespickt mit Häckeldeckchen), live und am Stück bei weitem nicht so gut gefallen wie das großartige
Guerilla Stricken der Gruppe Knitta.
Der absolute Höhepunkt des gesamten Tages war für mich der Klimmzug des fetten Igels am Bürgersteig (wir waren kurz davor, ihn anzuschieben) auf dem Heimweg.
Zu guter Letzt ein fotografischer Beweis der kurzen aber eindrucksvollen Existenz der mit Sicherheit größten Seifenblase der Welt:

So Ihr verbliebenen Cowboys. Wer kennt hier noch nicht
The Felice Brothers?
Besser spät als nie-
The Felice Brothers - Frankie's Gun!!The Felice Brothers - Wonderful Life