
Vor ein paar Wochen lud man Christian ein, als
Sad Moon auf der ersten Rosenheimer Einkaufsnacht aufzuspielen. Das kam überraschend, allerdings nicht ganz so überraschend, wie es klingen mag:
Der Rosenheimer Plattenladen
Bebop wollte ein Alternativprogramm zu den zahlreichen Modenschauen und Lichtinstallationen unter dem von der Stadt hervorragend und vermutlich in tagelanger Klausur ausgetüfftelten Motto "Die City schenkt Ihnen Zeit!" bieten.
Ich schenkte Christians Urteil, der Bebop sei der beste Plattenladen der Welt, ohne weiteres Glauben, schließlich kennt er den Bebop seit dem Kauf einer Ramones-Platte im zarten Alter von 15. Ich ließ mich also widerstandslos als Assistentin einpacken.
Der Bebop ist seit nunmehr 20 Jahren ein Refugium der guten Musik und der Herzlichkeit.
Man fragt sich, womit ausgerechnet Rosenheim einen so herrlichen Ort verdient hat, mit einer so geschmackssicheren Auswahl an Vinylperlen. Ich würde diesen Laden am liebsten mit Stumpf und Stiel nach Hamburg abtransportieren, das weiß ich seit dem gestrigen Abend.

Christian und ich wurden mit offenen Armen empfangen, uns wurde die gesamte Zeit bestes Lammsbräu eingeflößt, man hatte extra einen ausgesprochen fähigen Techniker kommen lassen, der uns besten Klang bescherte und fleißig auf Kassette mitschnitt.
Heidi, die Dame des Hauses und ihre Familie (und einige klasse Leute, die den Plattenladen zu ihrem Zuhause erkoren haben) kümmerten sich um absolut alles und verpaßten uns obendrein sogar noch ein Mitternachtsmenü.

Der Auftritt war ein Riesenspaß. Der Laden war voller aufmerksamer Zuhörer, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Das einzige, was fiel, war allerdings ein Weinglas aus einer Hand, und zwar perfekt in den Song passend.
Etwa eine Stunde haben wir geschmachtet, Kung-fu gefightet und mit den Marienkäferflügeln gewackelt.
Sogar die Eltern waren gekommen und ein Haufen treuer Gefährten (hätte ich noch Freunde aus Grundschulzeiten, die mit mir zusammen bereits Roboterfasching gefeiert haben, das wäre irre), aus München für diesen einen Abend gar.
Überwältigend-

Die Krönung: ein Panamahut voller Münzen (und Scheine!) UND... freie Auswahl im Plattenladen!!!
So konnten wir unsere Gage nicht gleich versaufen und gruben heute nachmittag wahre Schätze aus: Alela Diane's "The Pirate's Gospel", die Felice Brothers auf 180 Gramm feinstem Vinyl, "Alopecia" von Why?, eine knallorange Why?-Single mit Covern von Xiu Xiu und Half Handed Cloud auf der B-Seite, die neue Silver Mt. Zion mit wunderschönem Artwork, eine alte Casiotone For The Painfully Alone, die nicht mehr geliefert wird. Und die neue Mountain Goats auf CD als Sahnehäubchen.
Wahnsinn-
Ich würde auf der Stelle nach Rosenheim ziehen und jede Woche im Bebop aufspielen.
Auf dem Klo im Bebop hängt übrigens die Scheibe "Das Land des Lächelns":

Mein Wunsch fürs nächste Mal: Felix, mit 11 der jüngste im Bebop-Kosmos, als Vorband. Sein Song "Schnupfen" ist mit Sicherheit ein Riesenhit.

(Bei dieser gewaltigen Lobhudelei darf ich ein dickes Danke an den besten Kunden des Bebop (werft einen neidischen Blick auf diese
Plattensammlung) für die fachmännische Bedienung unserer hyperprofessionellen Powerpoint-Präsentation nicht vergessen. Danke Markus!)