
Ich bin vollkommen fasziniert von den uralten alpinen Mythen um den Krampus und seine nahen Verwandten, die Perchten. Nicht nur am Vorabend des Nikolaustages, sondern vor allem in den Rauhnächten zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag (6. Januar) steht nach altem Volksglauben das Tor zum Geisterreich offen. In diesen langen, eisigen Nächten zieht die Wilde Jagd mit fürchterlichem Gerassel und Getöse durch das Land, je nach Region angeführt von Perchta, Frau Holle, König Artus, Odin, Wotan, Herne, dem Schimmelreiter oder anderen Sagengestalten (sobald man anfängt, über die Wilde Jagd zu lesen, landet man früher oder später auch bei den Ghostriders in the Sky oder den Reitern der Apokalypse, das Thema ist bodenlos und wahnsinnig interessant).
In Anlehnung an den Mythos des germanischen Heidentums gehen, vornehmlich im Salzburger Land, aber auch in anderen Regionen Österreichs sowie auf bayerischer Alpenseite, die Perchten um. Mit kunstvoll geschnitzen Masken, die unterschiedliche Gestalten der wilden Jagd darstellen und angeführt vom Tod persönlich, treiben die Perchten die Dämonen des Winters aus. Es gibt Schönperchten und Schiachperchten, also schöne und häßliche Gestalten, sowie eine Vielzahl an mysteriösen Kreaturen wie die Haberngoaß, ein Dämon mit zwei Geschlechtern, die Frau Percht mit dem Januskopf, Holzmandln (Waldgeister) und viele andere, lokal geprägte Figuren. Das Perchtenbrauchtum vermischt sich stark mit dem des Krampuslaufens.
Der Krampus ist eine Schreckgestalt, die in den Alpenregionen den heiligen Nikolaus begleitet. Der Krampus (oder auch Knecht Ruprecht) bestraft die unartigen Kinder, während der Nikolaus die braven beschenkt. Der Krampus ähnelt einem Teufel sowie mythischen Tiergestalten. Er trägt eine Holzmaske und ist in Felle gehüllt. Sein Beiwerk sind Kuhglocken, Eisenketten, eine Kraxe, in der die bösen Kinder mitgenommen werden und natürlich die Rute.
Krampusse treten (im Unterschied zu Knecht Ruprecht), meist in größeren Gruppen im Gefolge des Nikolaus auf. Das Kramperltratzen ist eine beliebte Mutprobe bei den Kindern, die versuchen, die Krampusse zu reizen, ohne von ihnen verhauen zu werden.
Auf der Jagd nach dem Krampus fuhren wir am Abend des 5. Dezember ins Salzburger Land. Nur wenige Kilometer hinter der Grenze lag dichter Schnee. Seltsame Wolken krochen über die Berge und die kahlen Bäume sahen gespenstisch aus.
On the evening of December 5th, not only Saint Nicholas is on his way, since he is accompanied by Krampus.
I am fascinated by the ancient myths of the Alpine regions about Krampus and his close relatives, the Perchten. The veil between the worlds is very thin on the evening before Saint Nicholas Day, but even more so on the Twelve Days of Christmas from Christmas to Epiphany (January 6th). In these long, cold nights the Wild Hunt is on, led by Perchta, Frau Holle, King Arthur, Wodan, Herne the Hunter or other legendary figures, depending on the region (if you start reading about the Wild Hunt, you will come across the Ghostriders in the Sky or the Four Horsemen of the Apocalypse sooner or later, the subject is huge and immensely interesting).
On the basis of the Wild Hunt myth, beautifully carved animal masks are worn in parades and festivals in the mountainous regions of Austria (mostly around Salzburg) and Bavaria. They drive out the demons of winter. Some are beautiful and bright, known as the Schönperchten ("beautiful Perchten"). Others are the Schiachperchten ("ugly Perchten") who have fangs, tusks and horse tails. There are many different figures, different from region to region. The tradition of Perchten is pretty mixed up with the tradition of Krampus.
Krampus is a demon-like mythical creature who accompanies Saint Nicholas in various regions of the Alps. He punishes the bad children while Saint Nicholas rewards the good. Krampus looks devilish, he wears fur or sheepskin and a wooden mask. He also carries rusty chains and bells and birch rods.
The Austrian Saint Nic often has an entourage of Krampussen. It's a test of courage to tease these Krampusse.
On the hunt for Krampus, we drove to the state of Salzburg, Austria, on the evening of December 5th. Just a few miles behind the border there was thick snow. Strange clouds were crawling over the mountains and the bare trees looked beautifully spooky.




Wir machten Halt, um einige Wochenendeinkäufe zu erledigen und waren hin und weg von der Armee der Krampusse, die uns in einem österreichischen Supermarkt in Empfang nahm.
I was just looking for a CD (with my new favorite Christmas song "Christmas In Prison" by Emmy The Great and Lightspeed Champion on it) on the floor room of the car when Christian started yelling. A grey Krampus had run in front of the car and scared the shit out of him. This was the most awesome moment on a day full of awesome moments.
We stopped on our way to get some weekend shopping done and were blown away by the army of chocolate Krampusse that welcomed us to the Austrian grocery store.




Exhausted by our Krampus shopping spree and with soaked feet, we visited the first coffee house we came upon to have some hot chocolate with cream and rum.



Durch Trommeln kündigte sich nach den Engeln das düstere Gefolge des Nikolaus an. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt, immer wieder ging der Ruf "Sie kommen!" durch die Menge. Plötzlich waren die wilden, haarigen Wesen überall. Ein Teufel warf Schnee vom Dach, eine Horde verfolgte aufsässige Jugendliche, ein Dämon riss die Absperrung nieder. Die Kramperl waren nicht zimperlich mit ihren Ruten. Zum Glück bekam ich fast nichts ab, ich werte das als ein gutes Zeichen.
Ich will in diesem Winter noch mindestens einem richtigen Perchtenumzug begegnen und in den dunklen Winternächten, die uns bevorstehen, alles über die Wilde Jagd lesen, was ich in die Finger bekommen kann.
The parade began with Saint Nicholas, who wore golden sneakers, I do not lie (it was too dark for a picture, unfortunately), and his angels. The angels gave out presents to hundreds of waiting children (even the cool ones with hoodies and straight faces were happy to get gifts).
The drums announced the dark entourage of Saint Nic. The tension was high, I heard kids scream "They're coming!" over and over again. Suddenly, they were everywhere. There was a devil on the roof above us throwing down snow, a wild horde was chasing defiant kids, a demon threw down the barrier. The Krampusse weren't prissy with their birches. Luckily, they didn't get me, I think that's a good sign.
I wanna see a parade of Perchten this winter, too, and read everything I can get my hands on about the Wild Hunt in the dark winter nights to come.




When we came home, we found some gifts. Thanks, Saint Nicholas!

Wow, was für ein Eintrag! Von den Rauhnächten hab ich noch nie gehört. Toll. Alles toll. Danke.
AntwortenLöschenui, toll! knecht ruprecht also. ich hoffe instaendig dieser beitrag hilft, dem glauben (ha! wissen!) an die geisterwelten einen gewaltigen popularitaetschub zu geben. mindestens so sehr, dass es in zukunft milkakrampusse auch ausserhalb bajuwariens und felix felix austriens gibt. idealerweise europaweit schoko-haberngoasse von lindt spruengli!
AntwortenLöschendas hier
Plötzlich waren die wilden, haarigen Wesen überall. Ein Teufel warf Schnee vom Dach, eine Horde verfolgte aufsässige Jugendliche, ein Dämon riss die Absperrung nieder.
ist der schoenste teil - herylichen dank!!
Ich freu mich, dass es Euch gefällt! Wahnsinn, wie weit die Kreise sind, die diese Mythen ziehen. Da kann man ohne Ende schmökern.
AntwortenLöschen@Marga: Ich bin jetzt auch viel schlauer als vorher. Und die Rauhnächte eignen sich natürlich hervorragend dafür, allen erdenklichen Geistern nachzuspüren oder gar welche aufzuscheuchen.
@smid: Oh ja, Lindt Sprüngli Haberngoaßn, unbedingt! Die komplette wilde Jagd von Gubor, zum Sammeln!