Die folgende Aufgabe wurde mir heute morgen anonym zugeteilt:

Natürlich machte ich mich sogleich mit meinem Assistenten an die Ausführung. Hier ist der Text:
Essen – die Karibik unter den Einkaufsstädten oder:
Jeder Mensch ist außerhalb, überall.
Essen ist wider Erwarten leicht zu googlen, aber das, was kommt, wenn man "Essen" googelt, ist allemal nicht so speicheltreibend wie erhofft. Eine
unappetitlich dunkelschlumpffarbene Präsentation mit reichlich Discovery, Experience und Movement versaut einem Essen auf Anhieb gehörig. Die für diese Misere verantwortlichen Webdesigner gehören vom
Numa Numa Boy am Sack aufgehängt.
Essen ist viel besser als sein Ruf sprich Internetauftritt. Essen ist mehr als E-City. Essen ist mehr als eine von hirnigen Energiekonzernfuzzis in Auftrag gegebene Musicalstadt.
Essen ist Kultur.
Und das würde ich mir als Aufkleber auf mein Auto kleben.
Wer nach Essen reist, spürt sofort den Schwung der karibischen Lebensfreude, die einen schon am Essener Hauptbahnhof umfängt. Neonbunte Leuchtreklamen verströmen das elektrifizierende Flair von kostengünstigem Shopping. Freundliche Ruhrpottoriginale stehen beim geselligen Frühschoppen und verwöhnen ahnunglose Städtereisende mit engelszüngiger Authentizität.
Der idyllische Duft von Currywurst und altem Pommesfett liegt wie Ambrosia über der liebenswürdigen Metropole zwischen Duisburg und Bottrop.
Essen ist ein Paradies. Ein Paradies für Liebhaber chinesischer Plastikspezialitäten, ein Traum für den, der den Hals nicht vollkriegt von Wellnessliteratur und Milleniumlektüre. Essen bietet puren Überfluß für die rot- und schnapsnasige Flucht aus dem grauen Alltag.
Welcher Stadtführer beschreibt die besänftigende Ruhe und tiefe Ergriffenheit, die man beim Bummel über den Essener Pflanzenmarkt verspürt?

Wo findet der Essener Enegiebaum Erwähnung?

Obwohl Essen über eine einzigartige Superbilliginfrastruktur verfügt, meint man im Essener Rathaus, es sei nötig, den Koloß von Essen zu bauen, das Weltwunder unter den Shoppingmalls, anstatt die vorhandenen Vorzüge zu propagieren.
Bürgermeister von Essen! Essen braucht keine schicken Boutiquen und keine 27 H&M-Filialen, Essen ist billig! Essen soll billig bleiben! Hasenohren kosten hier unter drei Euro! Essen, wir kommen!
Eine außergewöhnliche Sonderstellung unter den zahlreichen Essener Sonderangebotstempeln nimmt T€DI, der Top-Euro-Discount, ein. Die Einkaufstüten füllen sich rasant zum Bersten prall mit Dekoelementen, Froschkappen, Orgasmusanhängern und Chakalaka-Saucen. Man sollte mindestens einen Nachmittag, besser zwei, für einen Besuch im T€DI veranschlagen, sich aber vorher ausreichend Gedanken über Gepäckbeförderungsmaßnahmen machen.

In Essen ist jeder von außerhalb. Oder, um es noch kürzer und autoaufkleberkompatibler zu machen:
Essen hält Leib und Seele zusammen.

Und ja, wir wurden zur digitalen Bohéme. Die digitale Bohéme, das waren wir.



Vielen Dank an meinen Assistenten und Co-Autoren Steve "Latte" Betterjobs, in dessen Animationsstudio "Studio Gifli" auch der Film (ganz unten) entstand.


Her mit der Schatzkarte von Tschurangrati!!!
Her mit den kleinen Aufträgen!!!
Noch ein Nachtrag zur Definition von "außerhalb":